Grußwort von Dr. Norbert Blüm, Bundesminister a.D., zum Kongress Pflege 2015

© Dr. Norbert Blüm

Sehr geehrte Damen und Herren,

Pflege ist ein neues Feld, das in der modernen Zeit einen anderen Platz einnimmt als in Zeiten, in denen die Familien größer und die Lebenserwartungen kleiner waren.

Mit der Pflegeversicherung ist ein neues Kapitel der Sozialversicherung aufgeschlagen worden. Ihr Wert liegt nicht nur in den materiellen Hilfen, sondern vor allem in dem Durchbruch der alten Alternative: „Allein oder ab ins Heim“.

Ein großes Zwischenfeld zwischen ambulant und stationär wurde eröffnet und den Pflegenden überhaupt eine sozialstaatliche Aufmerksamkeit zugewendet.

Das freilich ist nur ein Anstoß. Das Feld zwischen „selbständig“ und „hilfsbedürftig“ kennt mehr Abstufungen als die einfache Alternative „ganz oder gar nicht“.

Neue Kreativität, Gemeinschaft und Mitleidenschaft ist gefordert. Pflege ist nicht auf körperliche Hilfsbedürftigkeit beschränkt. Eine neue Kultur von nachbarschaftlichem Miteinander muss den Zerfall der Gemeinschaft in die Einsamkeit des Individualismus verhindern.

Pflege ist eine über die Sozialpolitik hinausreichende Aufgabe. Sie bietet die Chance für ein lebendiges Miteinander von Generationen und sozialen Schichten.

Am Zustand dieser Kooperation wird das Niveau einer neuen sozialen Kultur gemessen.

Ihr

Dr. Norbert Blüm
Bundesminister a.D.