Sehr geehrte Damen und Herren,

die Pflege in Deutschland steckt nach wie vor in einer tiefen Krise. Es wird immer schwieriger, die pflegerische Versorgung sicherzustellen. Betrachtet man die Karte des Fachkräftemangels, so zeigt diese für ganz Deutschland Rot. Parallel steigt der Bedarf an Pflege – und damit auch Pflegefachpersonen – weiter stark an.

Ja, es gibt zahlreiche politische Initiativen zur Verbesserung der Situation der beruflichen Pflege. Doch diese zeigen noch keine oder sehr begrenzt Wirkung vor Ort, wo gepflegt wird. Die Erkenntnis, dass Politik in Bund und Ländern über viele Jahre die Warnungen und Vorschläge aus der Berufsgruppe ignoriert hat, ist an den verantwortlichen Stellen angekommen. Sie ist ein starkes Argument zur Gründung einer pflegerischen Selbstverwaltung, die deutschlandweit mit echten Pflegekammern umgesetzt werden muss.

Die Profession Pflege benötigt glaubwürdige und verlässliche Zusagen der Politik, aber auch von den Kostenträgern, dass etwas bewegt wird und was dabei das Ziel ist. Eines dieser Signale wäre, dass zusätzliches Pflegepersonal in Pflegeeinrichtungen sofort eingestellt werden kann, ohne ein zeitaufwendiges Verfahren zu durchlaufen, und dass wie im Krankenhaus die Gegenfinanzierung gewährleistet ist.

2020 wird das Pflegeberufegesetz in die Ausbildungspraxis umgesetzt. Da hakt es noch an vielen Stellen – nicht zuletzt wegen der ganz zum Schluss eingebauten Kompromisse. Das fällt uns jetzt auf die Füße. Wenn die Ziele der Ausbildungsoffensive erreicht werden sollen, müssen auch die, die in Theorie und Praxis ausbilden sollen, entsprechende Rahmenbedingungen bekommen. Und die hochschulische Ausbildung muss genauso unterstützt werden wie die berufliche.

2020 wurde von der WHO zum Internationalen Jahr der Pflegenden und Hebammen erklärt. Ich wünsche mir, dass 2020 Jahr das Jahr der Trendwende in der professionellen Pflege wird. Das Jahr, in dem wir wieder anfangen können zu sagen „Pflege ist ein fantastischer Beruf mit vielen Chancen und ich habe die Arbeitsbedingungen, die das befördern."

Dr. h.c. Franz Wagner
Präsident des Deutschen Pflegerats e.V. (DPR)